Theresia Hebenstreit stellt ihr künstlerisches Schaffen, das bisher vornehmlich der keramischen Skulptur gewidmet war, in einen neuen, malerischen Kontext, ohne jedoch ihr ureigenes Thema zu verlassen.

Den thematischen Schwerpunkt der neuen Arbeiten bilden Skulpturen mittelalterlicher Madonnen. Als Vorlage diente ein Bildband des Fotografen Alfred Erhardt, der eine Sammlung mittelalterlicher und gotischer Skulpturen fotografierte. Die Künstlerin erfasst dabei nur die Köpfe der fotografierten Madonnen. Es entstehen Veränderungen, Verdichtungen und Hervorhebungen durch die Malerei und verdeutlichen den Reiz und die Anmut dieser Gesichter. Sie lösen aber auch eine Art Befremdung aus, mitunter verstören sie sogar in ihrem Anachronismus. Indem sie alte schwarz-weiß Fotografien plastischer mittelalterlicher Bildwerke in Malerei umsetzt, vermischt sie mittelalterliche Bildauffas- sung mit fotografischen Positionen der fünfziger Jahre und zeitgenössischen Standpunkten. In diesem Wechselspiel verdeutlicht Hebenstreit einmal mehr die Unterschiede von Frauen-Idealen und Frauen-Typen damals und heute.